Globalisierung - was ist das?

Einführung in weltweites Denken


Globalisierung ist ein relativ neuer Begriff. Die Sache selbst gibt es mindestens seit 500 Jahren, genauer seit der Entdeckung Amerikas 1492. Damals begann die Erkundung des ganzen Erdballs im Westen über den Atlantik hin und ebenso nach Süden und Osten in den pazifischen Raum hinein. Die europäischen Mächte hatten sich auf den Weg gemacht, die Welt zu entdecken, zu entzaubern und die fernen Kontinente und Inseln zu eigenem Nutzen und zur Vergrößerung eigener Macht und Herrlichkeit zu gebrauchen. Seit dem gibt es streng genommen keine getrennten Entwicklungen mehr: Pflanzen, Tiere, Menschen und Kulturen kamen in Kontakt und fanden zu einem globalen Austausch. Auch Krankheiten und ihre Erreger fuhren auf den Schiffen der neuzeitlichen Entdecker und Eroberer mit und wirkten fort an "global". Mehr als alle waffentechnische Überlegenheit der Spanier und Portugiesen machten den altamerikanischen Kulturvölkern die neuen Krankheiten wie Grippe, Mumps und Scharlach zu schaffen, die sie zu Tausenden dahinrafften. Und was wäre unser Speisezettel heute ohne Mais, Kartoffel, Tomate, Pfeffer, Tee, Kakao und Kaffee? All dies sind Ergebnisse derjenigen Globalisierung, die wir bekanntlich als Kolonialismus bezeichnen. Europa hat davon enorm profitiert. Heute bekommen wir dafür in gewisser Weise die Quittung präsentiert.

"Globalisierung" hat für uns als Begriff aber gar keinen guten, eher einen bedrohlichen Klang. Wir verbinden damit einen hemmungslosen Markt und den Verlust von Arbeitsplätzen. Globalisierung erscheint dann als die große Gefahr unserer Zeit, die es zu bekämpfen, gegen die es sich zu wehren gilt. Wer "macht" eigentlich diese Globalisierung? Wem nützt sie? Nur den "Reichen", den internationalen Konzernen? Besonders in der linken politischen Ecke der Sozialisten und Kommunisten wird gerne damit polemisiert. Doch die Globalisierung "macht" niemand. Es gibt keine absichtsvolle Steuerung. Denn Globalisierung bezeichnet eine Entwicklung, einen Prozess in der modernen Welt, der wirtschaftliche Verflechtung, Migration und einen Wettstreit der Kulturen in einer Weise umfasst, wie es bislang noch nicht erlebt wurde. Es ist weniger der weltweite Austausch als solcher, den wir mit Globalisierung assoziieren, sondern die enorm beschleunigte, alle Lebensbereiche und damit auch unsere alltägliche Welt beeinflussende Verflechtung. Die reine Zunahme der Quantität dieses Austausches scheint auch zu einer neuen Qualität der Lebensverhältnisse zu führen. Und diese gewaltige Steigerung des internationalen Austausches seit den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ist verursacht durch die Revolution in der Informations- und Telekommunikationstechnologie (IT). Hinzu kommt die Ausweitung des internationalen Flugverkehrs und die Beschleunigung des Seeverkehrs durch kompakt beladene Container-Schiffe. Beide technologischen Entwicklungen machen sich maßgeblich die Computertechnologie zu eigen, so dass wir von den neuen Branchen "IT" und "Logistik" sprechen. Der weltweit angewachsene Verkehr in der Wirtschaft und durch den Tourismus lässt Menschen in einem früher nie da gewesenen Ausmaß miteinander in Kontakt treten. Zugleich entstehen Wanderungsströme von Millionen Menschen, die in ihrer Heimat keine Zukunft mehr sehen und sich darum aufmachen in die Industrieländer des Westens und des Ostens. Die "Völkerwanderung" des 4. und 5. Jahrhunderts nach Christus, die wir in der Schule lernten, ist zahlenmäßig gar nichts gegen die Völkerwanderung, die es heute weltweit gibt und die wir Migration nennen. Damit verbunden ist ein Zusammentreffen von Kulturen, Ideologien, Religionen und Ideen, wie es das in diesem Ausmaß und in dieser Intensität bislang auch noch nie zuvor gegeben hat. Auf diesen letzten Aspekt und seine Folgen ist 1996 aufsehenerregend Samuel Huntington in seinem Buch "The Clash of Civilisations" eingegangen. Viele seiner Voraussagen sind heute schon eingetroffen. Nicht zuletzt wegen dieser umfassenden Wirkung dessen, was wir heute "Globalisierung" nennen, ist es wichtig, sich über dieses Phänomen genauer zu orientieren. Wir werden das durch die Darstellung des wirtschaftlichen, des sozialen und des kulturellen Aspekts der Globalisierung tun.



Der wirtschaftliche Aspekt der Globalisierung

Innerhalb weniger Jahre hat das Internet seinen Siegeszug um die Welt geführt. Mit Mobiltelefonen kann man jederzeit und weitestgehend ortsunabhängig mit beinahe jedermann in mündlichen oder schriftlichen (SMS) Kontakt treten. Logistikunternehmen organisieren den Warenverkehr minutiös und punktgenau hinsichtlich des "Was, Wann, Wo, Wieviel". Finanzströme werden mit einem Mausklick bewegt, die Börsen der Welt laufen zwar zeitversetzt, aber dennoch im Grunde gleichzeitig: Auf den Computerbildschirmen können die aktuellen Kurse "instant" weltweit sichtbar gemacht werden. Die Welt ist ein einziger Markt geworden, die Angebote irgendwo in Asien können mit der Nachfrage irgendwo in Europa augenblicklich in Verbindung gebracht und entsprechend abgewickelt werden. Es gibt darum nicht nur eine weltweite Konkurrenz der Waren, sondern durch die gestiegene Mobilität der Menschen auch eine weltweite Konkurrenz der Dienstleistungen, der Standorte und der Löhne. Besonders dieser letzte Punkt hat die Auswirkungen der Globalisierung so stark in Verruf gebracht. Die vergleichsweise hohen Arbeitslöhne bei uns in Europa, die man auch braucht, um hier leben zu können, können mit den niedrigen Löhnen in Osteuropa oder Asien in keiner Weise konkurrieren. Zuerst wanderten einfache Tätigkeiten ab: Die Näherinnen in Korea und auf den Philippinen kosten pro Stunde nur einen Bruchteil dessen, was früher eine Näherin in einer hiesigen Textilfabrik verdiente. Textilfabrikation gibt es deswegen bei uns kaum noch. Umso mehr freuen wir uns auf der anderen Seite als Verbraucher, dass wir Textilien in den Supermärkten von heute so ungeheuer preiswert erstehen können: Flicken und ausbessern verliert da jeden Sinn, wo der Neukauf einer Textilie nur wenige Euro kostet. Der größte Kostenanteil dieser preiswerten Textilien ist nicht einmal der Lohn oder der Rohstoff, sondern der Transport und der Handel. In der Automobilindustrie können wir noch einen anderen Effekt der Globalisierung studieren. Zwar werden immer noch die meisten der in Deutschland verkauften Autos auch in Deutschland produziert, aber die Produktionszeit je Stück hat sich enorm verringert. Die Produktionszeit für einen Mittelklasse-PKW beträgt nur wenige Stunden. Das funktioniert so natürlich nur, weil die hiesige Autoproduktion zu großen Teilen im Zusammenbau von vorgefertigten Teilen und inzwischen von kompletten Teilsystemen besteht. Vermutlich wird sich die Produktionszeit eines Automobils dadurch noch stärker verkürzen lassen. Die einzelnen Module aber, die wiederum aus vorgefertigten Teilen bestehen, können ganz woanders gefertigt werden. Der eigentliche lohnintensive Anteil an der Automobilproduktion ist längst in die Länder mit niedrigerem Lohnniveau verlagert worden. Hierzulande wird das Endprodukt mit stark automatisierten Verfahren aus den verschiedenen Modulen zusammengesetzt: Die Endmontage ist die eigentliche Montage geworden. Wir könnten die Beispiele dieser Arbeitsteilung für den produktiven Sektor unserer Wirtschaft fast beliebig ausdehnen.

So gesehen ist es eigentlich erstaunlich, wie hoch der Anteil des produzierenden Gewerbes an der gesamten Wertschöpfung in Deutschland immer noch ist. Dies ist andererseits auch genau der Grund gewesen für eine Vielzahl unserer wirtschaftlichen Probleme, zu teuer und darum nicht konkurrenzfähig zu sein. In den letzten Jahren hat sich das Bild deutlich gewandelt, erkauft unter anderem mit einer hohen Arbeitslosigkeit. Den Wandel nicht zu vollziehen hätte aber eine noch weit höhere Arbeitslosigkeit zur Folge gehabt. Inzwischen ist unsere Industrie in einem rasanten Aufholprozess wieder sehr viel schlagkräftiger und international konkurrenzfähig geworden. Schlagwortartig könnte man sagen, dass wir uns mitten im Wechsel von der Produktions- zur Dienstleistungsgesellschaft, zur "Wissensgesellschaft", befinden. In einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über eine aktuelle Studie über den Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft innerhalb der EU heißt es:

"Der Prozess der Globalisierung hat den wirtschaftlichen Umbruch in Europa beschleunigt. Dies geht mit einschneidenden gesellschaftspolitischen Veränderungen einher. Die von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebene „Eurobarometer-Umfrage“ bestätigt diese Entwicklung. Die Ergebnisse bezeugen nicht nur den Wandel von Industrie- zu Dienstleistungsgesellschaften. In vielen Ländern der Europäischen Union hat sich das Wohlstandsgefälle zwischen Reich und Arm eher verstärkt. Beobachten lässt sich auch ein Trend, wonach traditionelle Bindungen an Familie, Kirche, Gewerkschaften oder auch das Gemeinwohl zugunsten einer mehr auf Individualität setzenden Lebensweise schwinden.

Die Ergebnisse der Umfrage hat die Beratergruppe für europäische Politik (Bepa) der Europäischen Kommission jetzt analysiert und in einem Bericht mit dem Titel „Soziale Wirklichkeit in Europa“ zusammengetragen... Die Verfasser des Berichts, Roger Liddle und Frédéric Lerais, kommen zu dem Schluss, dass die Globalisierung nicht die eigentliche Triebfeder des Wandels sei, sondern allenfalls die Fortentwicklung der maßgeblich auf die Informationstechnik und Dienstleistungen gestützten „Wissensgesellschaft“ beschleunige. 2005 seien schon mehr als 40 Prozent aller Beschäftigten in diesen Branchen tätig gewesen. In Schweden lag der Anteil bei 54 Prozent, in Portugal erst bei 26 Prozent. Während das Einkommensgefälle zwischen den EU-Staaten insgesamt rückläufig ist, hat es innerhalb der EU-Länder eher zugenommen: Charakteristisch seien die Schwierigkeiten traditioneller Industriereviere wie Lothringens oder des Ruhrgebiets, ein neues „wirtschaftliches Rückgrat“ zu finden." FAZ vom 07.03.2007 S. 13



Damit ist auch schon eine Lösung angezeigt: der Wandel zur "Wissensgesellschaft". Bildung wird von nun an zum wichtigsten Rohstoff unserer Zeit. Die Autos, die bei uns zusammengesetzt werden, werden ihren Einzelteilen nach in Niedriglohnländern gefertigt, aber sie werden bei uns im Lande entwickelt, geplant, gestaltet, dasselbe gilt für das Produktionsverfahren selbst; auch dieses wird weitestgehend von den hiesigen Entwicklern vorgegeben. Schließlich ist auch die Qualitätskontrolle Teil des "work flow", des gesamten Herstellungsprozesses. All dies verlangt einen hohen Bildungsstand und eine moderne und hochqualifizierte Ausbildung. Zurecht verweisen Bildungspolitiker darauf, dass wir eine größere Zahl an studierfähigen jungen Leuten brauchen. Allerdings hilft es wenig, wenn dafür das Niveau der Qualifikationsschritte gesenkt wird, wie das in den letzten Jahren beim Abitur deutlich der Fall war. Die Erschließung der Bildungsressourcen eines Landes gehört zu den Grundvoraussetzungen einer erfolgreichen Wirtschaft in der Zukunft. Hier müssen wir sehr schnell und sehr nachdrücklich sowohl mit einer Bildungsoffensive (vom Kindergarten bis zur Universität) reagieren als auch mit einer Qualitätsoffensive: Die "jungen Länder" (Indien!) lernen enorm schnell, und es bleibt immer nur ein Wissensvorsprung von wenigen Jahren. Diesen Wissens- und Qualitätsvorsprung aber brauchen wir, wenn wir uns als Hochlohnland im Prozess der Globalisierung behaupten wollen.

Auf zwei etwas merkwürdig erscheinende Effekte soll hier kurz hingewiesen werden, weil Globalisierung immer in zwei Richtungen gleichzeitig verläuft. Was bei uns Arbeitsplätze massiv zu bedrohen scheint, ist zum entscheidenden Standortvorteil der anderen geworden: der Niedriglohn. Für die sich entwickelnden Länder Asiens zum Beispiel ist es gerade der niedrige Lohn, der sie zu Wettbewerbern im internationalen Arbeits- und Wirtschaftsprozess gemacht hat. Der zunächst einmal niedrige Lohn hat ihnen den Aufstieg zu "Schwellenländern" ermöglicht. Inzwischen sind die einstigen Niedriglohnländer (zum Beispiel Taiwan) selbst weiter entwickelt und haben anderen Niedriglohnländern (zum Beispiel VR China, Vietnam) Platz machen müssen. Worauf es mir hier ankommt, ist der Effekt, dass der niedrige Lohn keineswegs nur negativ zu beurteilen ist: In den asiatischen Ländern war und ist er der entscheidende Standortvorteil und damit das Vehikel zum wirtschaftlichen Aufstieg. Deswegen können wir nur auf solchen Feldern konkurrieren, auf denen wir unsererseits klare Standortvorteile haben: mit der perfekten Infrastruktur und einer hochqualifizierten Bevölkerung.

Ein weiterer Effekt der Globalisierung liegt darin, das wir bisweilen aus moralisch guten Absichten heraus das Gegenteil des Gewünschten bewirken und uns nur den Luxus eines guten Gewissens erkaufen. Dies lässt sich am Beispiel der Kinderarbeit und der Bioproduktion verdeutlichen. - Wo wir westliche Arbeitsstandards in den aufstrebenden Ländern der dritten Welt einfordern, nehmen wir dort einem großen Teil der Bevölkerung ihre Möglichkeit des persönlichen Aufstiegs, wenn wir ihnen den Standortvorteil "Niedriglohn" nehmen. Zudem hat das Beispiel der Teppichknüpfer in Indien gezeigt, wie dort Kinder aus der vermeintlich unmoralischen Kinderarbeit in den Sektor der Prostitution gedrängt wurden. Zum andern raubt der hohe Maßstab, der an westliche Bioprodukte gelegt wird, einigen Ländern Asiens direkt ihre Lebensmittel: Der Reis wird nun zur biologischen Fischzucht verwandt und fehlt z.B. in Vietnam als billiges Lebensmittel. Ähnliches ist bei der stark gestiegenen Nachfrage nach Bioäthanol in Amerika festzustellen: Für die einfachen Mexikaner wird die Tortilla teurer, weil sehr viel Mais für die lukrativere Produktion von Äthanol aufgekauft wird (siehe dazu die Meldung unter
www.n-tv.de). Die Globalisierung zeigt an diesen Beispielen besonders die enge wirtschaftliche Verflochtenheit: Zieht man an einem Fädchen dieses weltweiten Netzes, dann ergeben sich anderswo Auswirkungen, die niemand ursprünglich im Sinn oder vorausgesehen hatte!



Der soziale Aspekt der Globalisierung

War es in früheren Jahrhunderten ein Privileg weniger Menschen, weite Reisen, gar Weltreisen unternehmen zu können, so hat sich dies in den letzten Jahrzehnten durch den weltweiten Massentourismus rapide geändert. In den Nachkriegsjahrzehnten des 20. Jahrhunderts war eine Reise nach Italien ein erstrebenswertes Fernziel, heute locken dieselben Regionen und Städte mit günstigen Wochenendangeboten für Flugreisen. Mexiko, die Karibik, Thailand, Australien, Neuseeland, China, Indien - das sind heutzutage keineswegs exotische Reiseziele, sondern durchaus erreichbare und erschwingliche Ziele für den Gruppen- und Individualtourismus. Der Flugverkehr hat in den letzten Jahrzehnten drastisch zugenommen, die Städte und Ballungszentren der Welt sind auf wenige Flugstunden zusammengerückt. Damit treten Menschen in einem Ausmaß miteinander in Kontakt, wie es das in vergangenen Jahrhunderten noch nie gegeben hat. Denn gleichzeitig wächst die Bereitschaft und die Erfordernis, Jobs im Ausland anzunehmen oder aus geschäftlichen Gründen ferne Regionen aufzusuchen. Der weltweite Markt macht auch die Marktteilnehmer mobil und lässt Kaufleute und Ingenieure, Facharbeiter und Manager zwischen den USA, Europa, Indien, China und Japan recht schnell hin und her wechseln. Dass Import- und Exportkaufleute "mal eben" für Angebote nach Hongkong fliegen, ist heute durchaus normal. Alle Prognosen besagen, dass der internationale Flugverkehr weiterhin noch erheblich zunehmen wird. Denn wir stehen erst am Anfang einer Entwicklung, die alle Länder und Regionen unserer Erde zu einer internationalen Arbeitsteilung und Zusammenarbeit führt und verbindet.

Gleichzeitig gibt es in den unterschiedlichen Regionen der Welt einen klaren Trend, vom Land in die großen Städte zu ziehen: Kommen die Jobs nicht zu den Menschen, gehen die Menschen zu den Jobs. Egal ob in den USA, in Mexiko, Lateinamerika, Asien oder im Pazifikraum, die fortschreitende Mechanisierung und Modernisierung der Landwirtschaft macht immer mehr Menschen auf dem Lande erwerbslos, die dann in die städtische Ballungszentren drängen. Globalisierung heißt in dieser Hinsicht auch Verstädterung, Urbanisierung. Die Großräume von Rio de Janeiro, Sao Paulo, Mexiko City, Los Angeles, Kairo, Neu Delhi, Mumbai, Singapur, Bangkok, Hongkong, Shanghai, Chengdu, Shenzhen haben alle mehr als 12 Millionen Einwohner und wachsen weiterhin rapide. Man kann durchaus von einer weltweiten Welle der Urbanisierung sprechen mit weitreichenden Auswirkungen auf die sozialen, ökologischen (!) und politischen Verhältnisse. An China können wir besonders deutlich erkennen, vor welch gigantischen Herausforderungen dieses riesige Land steht, dessen Städte und Industrien während der letzten Jahre gleichsam explodieren und dessen Wirtschaftskraft jährlich mit Steigerungsraten von 8 - 10 % wächst. Allein der Energiehunger der wirtschaftlich rasant aufholenden bevölkerungsreichsten Länder China und Indien wird die Nachfrage nach den Energieressourcen in dramatischer Weise verändern und erhöhen. Der schnelle Aufholprozess gelingt aber nur, weil diese Länder ihre Märkte für die bisherigen Industrieländer öffnen und sich am weltweiten Austausch von Waren, Dienstleistungen und Arbeitskräften beteiligen. Nicht die UNO, sondern die WTO, die Welthandelsorganisation, ist zur vielleicht wichtigsten internationalen Organisation geworden. Diese Entwicklung ist so atemberaubend und dynamisch, dass Voraussagen, die vor einigen Jahren gemacht wurden und den Zeitraum der nächsten Jahrzehnte betrafen, schon heute erfüllt oder gar überholt sind. Globalisierung hat hier die Bedeutung eines wirtschaftlichen Aufholens und politischen Gleichziehens von Ländern und Kontinenten, die in den letzten beiden Jahrhunderten nur Objekte des westlichen Kolonialismus gewesen waren; heute sind sie selbstbewusste Subjekte ihrer eigenen wirtschaftlichen Entwicklung und ihrer eigenen machtpolitischen Interessen. Es ist kein Zufall, dass der maßgebliche Entwicklungsschub dieser Entwicklung mit dem Fall des "Eisernen Vorhangs" zusammenfiel: Die alten Machtverteilungen und Blöcke galten nicht mehr, die Globalisierung schafft gänzlich neue Verhältnisse.

In Europa hat der Prozess der Verstädterung schon mit der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts begonnen. Das Ruhrgebiet zum Beispiel ist ein Ballungsraum, der durch Eisen und Stahl geprägt war. In den letzten Jahrzehnten hat sich dieser Raum völlig umstrukturieren müssen, denn dem Dienstleistungssektor gehört die Zukunft. Aber schon zur Zeit der Kohleförderung war das Ruhrgebiet Anziehungspunkt für Menschen aus ferneren Regionen, weil es hier Arbeit und Brot gab. Die vielen polnischen Namen zeugen heute von dieser Einwanderungswelle Mitte des 19. Jahrhunderts. Dies ist allerdings nichts im Vergleich zu den Migrationsbewegungen, die wir heute erleben. "Kommen die Jobs nicht zu den Menschen, kommen die Menschen zu den Jobs" - dieser Satz gilt auch für Europa im Verhältnis zu seinen Nachbarregionen und -Kontinenten. Die Zahl der Menschen, die aus dem Nahen Osten, aus Osteuropa, dem Mittelmeerraum, aus Afrika und Asien zu uns nach Europa streben, nimmt jedes Jahr zu. Über das Mittelmeer kommen ganze Wellen von Einwanderern, die auf gefahrvollen und sehr teuren Wegen in der Hand von Menschenhändlern und Schleppern ihr Glück auf dem Weg nach Europa versuchen. Keine Mauer und keine Kanonenboote werden diesen Ansturm aufhalten können. Wer will es denn Menschen verdenken, wenn sie für sich und ihre Kinder eine bessere Zukunft in dem so verlockend reichen Europa suchen? Dasselbe gilt für die inneramerikanische Migration von Süd- und Mittelamerika in die USA und nach Kanada. Der Zaun entlang der mexikanischen Grenze dient da wohl mehr der Beruhigung der Öffentlichkeit; nützen wird er nicht viel. Ganze Familien legen all ihre Ersparnisse zusammen, um einem Einzigen die Überfahrt nach Europa zu ermöglichen: Von seinem dann in Europa verdienten Arbeitslohn wird später wiederum eine ganze Familie in Ghana, Nigeria oder der Elfenbeinküste leben! Die Überweisungen der mexikanischen Arbeiter aus den USA in ihre Heimat gehören zum wichtigsten Devisenbringer Mexikos. Dies gilt für alle nicht entwickelten Länder, aus denen Migranten in die Industrie- und Wohlstandsregionen der westlichen Welt drängen. Noch einmal: Wer will es ihnen verdenken? Wer will und kann das verhindern? Wie zu allen Zeiten sind Nahrungs- und Lebenschancen die hauptsächlichen Antriebe für die großen Wanderungsbewegungen. Es ist in diesem Zusammenhang überhaupt nicht angemessen, von "Flüchtlingen" zu sprechen. Es sind Menschen, die für sich und ihre Kinder eine neue, bessere Zukunft suchen. Neu ist daran heute allerdings wiederum das Ausmaß und neu sind auch die technischen Möglichkeiten: Das allgegenwärtige Fernsehen vermittelt auch in die letzten Bauerndörfer in welchem Winkel der Welt auch immer den Eindruck der glitzernden Welt der Städte und des reichen Lebens. Die TV-Serien aus dem indischen "Bollywood" tragen wahrscheinlich mehr zu einem (Zerr-) Bild des westlichen Lebensstils bei, als alle Angebote von anderen Medien, Bildungs- und Wirtschaftsinstitutionen zusammen.

Die Entwicklung der Verkehrsmittel und der Verkehrsströme ist ferner ebenfalls eine Voraussetzung für das Ausmaß der Wanderungsströme, die wir heute in der Welt kennen. Natürlich gibt es auch Wanderungsbewegungen, die durch die Flucht vor Krieg und Hunger verursacht sind, aber Bürgerkrieg und Hunger sind auch oft die Folgen der Verteilungskämpfe um knapp gewordene Lebensressourcen vor Ort. So erleben wir in diesem Jahrhundert eine globale Migration als Bewegungen von Süd nach Nord und von Ost nach West. Die Fragen und Probleme der Einwanderung werden darum für uns immer wichtiger; es handelt sich hier nicht um ein vorübergehendes Problem. Wenn wir auf der anderen Seite die Überalterung unserer heimischen Bevölkerung betrachten, dann schaffen weltweite Wanderungsbewegungen hier offenbar einen ganz "natürlichen" Ausgleich. Es steht allerdings außer jeden Zweifel, dass damit auch kulturelle Veränderungen und Verwerfungen ausgelöst werden, die uns schon heute beschäftigen und bedrängen. Die Globalisierung umfasst in der Tat alle Lebensbereiche und kann und wird unsere Lebensweise, unsere sozialen und kulturellen Verhältnisse nicht unberührt lassen. Darauf gilt es sich einzustellen.



Der kulturelle Aspekt der Globalisierung

Seit Samuel Huntingtons berühmtem Buch "The Clash of Civilisations" (1996) ist die Frage nach der künftigen kulturellen Entwicklung der Welt nicht mehr verstummt. Wird es eine friedliche Entwicklung unterschiedlicher Kulturen und Religionen nebeneinander sein, vielleicht gar mit positiver gegenseitiger Befruchtung, wie das vielleicht noch zu Goethes Zeiten ("West-östlicher Diwan") gedacht und gehofft wurde? Oder muss man sich doch eher auf einen "Kampf der Kulturen" (so die deutsche Übersetzung des o.a. Buches) einstellen, wie es bisweilen jetzt schon zumindest zwischen westlicher und islamischer Welt den Anschein hat? Vieles wird erst die nahe Zukunft entscheiden. Fest steht allerdings, dass die Globalisierung in den wirtschaftlichen und finanziellen Beziehungen ebenso wie in den sozialen und humanen Lebensverhältnissen ein Aneinanderrücken von Kulturen, kulturell bedingten unterschiedlichen Lebensweisen, von Religionen und religiös oder traditionell vermittelten Lebenseinstelllungen und Lebensentwürfen zustande gebracht hat, wie es in früheren Zeiten noch undenkbar war. Fremden Kulturen haftete immer etwas Exotisches an; die Südseewelt konnte einen Maler wie Gauguin derart faszinieren, dass er seine Gemälde wie Bilder aus dem Paradies gestaltete. Wir wissen heute, dass es das Paradies nirgendwo gibt, und dass das Fremdartige so lange seinen Reiz auf uns ausübt, wie es uns auf Urlaubsreisen wohl dosiert und touristisch domestiziert als Attraktion begegnet. Neben uns in der Nachbarschaft wohnen haben möchten wir diese fremden Kulturen keineswegs so schnell. Faktisch aber bringen die Ströme der Migranten weltweit die verschiedensten kulturellen Lebensweisen und Einflüsse dicht zueinander: Die kalifornische Welt ist mexikanischer geworden, viele unserer Großstädte sind in vielen Stadtteilen türkisch geprägt, französische Städte am Mittelmeer sind afrikanischer geworden, kanadische und australische Metropolen werden asiatisch gefärbt. Damit verbunden ist das Näherrücken der kulturell ganz unterschiedlichen Lebensweisen und Verhaltensmuster, der Glaubens- und Denkweisen. In manchen Einkaufsstraßen unserer Städte kann es "riechen" wie auf einem orientalischen Basar. Dies wird nun aber nicht als Reichtum erlebt ("Multi-Kulti"), sondern viel eher als Bedrohung erfahren. Das Näherkommen der fremden Kultur löst Abwehrreaktionen gegenüber dem Fremden aus. Je selbstbewusster sich dieses "Fremde" aufführt und gar seinerseits von den Einheimischen abgrenzt, wie das in vielen türkisch geprägten Stadtteilen der Fall ist, desto eher kommen Spannungen auf und wächst die Ablehnung der fremden Kultur. Manchmal scheint es dann so, als würde Deutschland "überfremdet", als würden wir Deutschen zur Minderheit im eigenen Land. Dies ist allerdings den Zahlen nach (12 % Ausländeranteil an der Bevölkerung) völlig überzogen. Dennoch, erleben wir nicht schon den "Kampf der Kulturen", wenn es um die Errichtung einer Moschee in einem ehemals rein deutschen Stadtteil geht?

Andererseits hat es selten eine so dominante und global ausgebreitete Kultur gegeben wie die westliche. Weltpolitik und Weltorganisationen sind dem westlich-abendländischen Erbe entsprungen wie die UNO insgesamt und erst recht mit ihrer Erklärung der Menschenrechte 1948, die ihre Herkunft aus der abendländischen Aufklärung nicht verleugnen können. Westliche Kultur prägt weltweit den Sport, denn die olympischen Spiele sind keine asiatische Erfindung. Westliche Kultur dominiert die Medien in einem nie gekannten Ausmaß. Das gerade in den sich entwickelnden Ländern Asiens und Afrikas allgegenwärtige Fernsehen wird von wenigen westlich-kommerziell orientierten Medienkonzernen beherrscht wie zum Beispiel Rupert Murdochs Satellitenprogramm Sky-TV; es gehört zu den am meisten gesehenen Fernsehprogrammen überhaupt. Die Tatsache, dass die größte Zahl kommerziell erfolgreicher Filme schon lange nicht mehr in Hollywood, sondern in Mumbai (Bombay) in Indien produziert wird, hat zu der verballhornten Wortschöpfung "Bollywood" geführt; inzwischen erobern nach und nach dort produzierte Filme auch die heimischen TV-Programme bei uns. Es sind in der Hauptsache westliche Touristen, die die Strände von Mittelamerika oder der pazifischen Inseln besuchen und touristisch prägen. Der Terroranschlag von Bali im Oktober 2005 richtete sich genau gegen diesen westlichen "Kulturimperialismus", als der nationale und religiös-fundamentalistische Bewegungen mancherorts die Touristikindustrie und konkret auch die Touristen empfinden. Die Reserviertheit gegenüber dem Fremden ist also durchaus gegenseitig, und es bleibt schwer zu entscheiden, was hier Ursache und was Wirkung ist. Wie bei allen globalisierten Prozessen (die Globalisierung ist ja selber, wie wir sahen, ein Prozess, eine Entwicklung) ist auch bei diesem kulturellen Aspekt von einer wechselseitigen Beeinflussung, von entgegen gerichteter Annahme und Abstoßung, auszugehen.

Wie wird die Welt mit dem globalisierten Kulturaustausch umgehen? Wird es überhaupt ein Austausch sein oder ein Kampf mit Sieg und Niederlage, wie Huntington es nahe zu legen scheint? Kultur hängt ja immer auch mit Herkunft, Ort und geistiger Tradition zusammen. Religionen, Vorstellungen und rituell oder traditionell vermittelte Verhaltensweisen und Werte prägen unser Verhalten, unsere Einstellungen und unsere Lebensweise von Kindheit an. Als im abendländischer Kulturraum geborener Mensch kann ich mir zwar Wissen über und vielleicht auch Sympathie für zum Beispiel asiatische Kulturen aneignen können, dennoch werde ich immer "Kind" meiner Kultur bleiben, wie sehr ich auch reflektierend und (selbst-) kritisch sichte und auswähle. Die Welt der kulturellen Güter und Werte, der religiösen Vorstellungen und Gebräuche, der Kunst und der Musik wird mir immer nur in einer bestimmten, mir Heimat gebenden Gestalt begegnen; mit dem Wechsel des Wohn- und Arbeitsortes ändert man noch lange nicht sein kulturelles Gepräge. Insofern bringt uns die globale Migration, das näher Zusammenrücken der Weltgegenden und Regionen auf wenige Flugstunden, die Verzahnung, ja Verschmelzung von international organisierten Arbeitsprozessen tatsächlich fremdartige Menschen und damit uns fremde Lebensweise direkt vor die Haustür. Umgekehrt wird unser westlich-dominantes Auftreten in Wirtschaft und Politik nicht überall gern gesehen. Manches an dem aberwitzigen islamistischen Fundamentalismus und dem ihn hervorbringenden Terrorismus ist gewiss auch Abwehrreaktion aus einem Unterlegenheitsgefühl heraus. Insbesondere der Islam ist in seiner Gestalt als voraufklärerische Religion für solche heftigen Abwehrreaktionen anfällig; ihm steht die "Moderne" eben noch bevor.

Es bleibt aber die Frage bestehen, wie sich die Kulturen zueinander verhalten werden, wie sich die Menschen in den verschiedenen kulturellen Umfeldern zueinander verhalten werden. Toleranz setzt Verständnis voraus, beruht auf Kenntnis und Wertschätzung. Insofern kann nirgendwo auf der Welt Assimilation als die erstrebenswerte Lösung bezeichnet werden. Vielmehr wird es darum gehen, Menschen fremder Kulturen und Traditionen bei uns wie anderswo in eine gemeinsame globalisierte Lebenswelt zu integrieren; dies wird etwas Neues sein und nicht einfach die Verordnung einer deutschen oder westlichen "Leitkultur" durch staatliche Sanktionen. Das Neue wird nicht so sehr in einer neuen, vermischten Kultur bestehen - wo blieben da die Werte und Errungenschaften der alten Kulturen? - sondern in einer neuen "Kultur" des eigenständigen Nebeneinanders und Miteinanders von Menschen aus ganz unterschiedlichen Herkünften und Lebenswelten. Denn letztlich bedeutet Globalisierung auch, dass unsere Welt sehr deutlich nur die Eine ist - dass wir Menschen mit allen Lebewesen zusammen nur diese eine Welt gemeinsam als Lebensraum haben. So gesehen wird Globalisierung nicht mehr bedrohlich, sondern als Aufgabe gesehen werden müssen, den gemeinsamen Lebensraum des Planeten Erde zum Wohle des Menschen jetziger und künftiger Generationen und im möglichst großen Einklang mit der je eigenen Kultur und der jeweils spezifischen Natur zu gestalten.



Ausblick: Globalisierung als Chance

Globalisierung ist ein sehr dynamisch ablaufender Entwicklungsprozess, der sowohl wirtschaftliche als auch soziale und kulturelle Aspekte hat. Globalisierung ist dabei sowohl die Beschreibung eines objektiven Geschehens als auch eines von uns gestaltbaren Vorgangs. Sie ist keine unabwendbare Schicksalsmacht, sondern ein sehr vielschichtiges, Positives wie Negatives enthaltendes Weltgeschehen, das durch unsere Einwirkung beeinflusst wird, genau so wie wir durch die Globalisierung beeinflusst und verändert werden. Der Prozess ist durchaus wechselseitig, und darum besteht kein Anlass, sich vor der Globalisierung zu fürchten, sondern viel mehr Anlass, sie als eine große Herausforderung und Chance zu verstehen, die unser Leben und das Leben der nachwachsenden Generationen nachhaltig bestimmen wird. Die Welt wird zu einer großen Stadt mit vielen sehr unterschiedlichen Wohnbezirken. Aber ebenso wie wir uns mit unserer eigenen Stadt, in der wir wohnen, nur dann identifizieren, wenn wir uns in unserem eigenen Wohnquartier wohl fühlen und da zu Hause sind, so werden wir uns auch in unserer Welt nur zurecht finden und wohl fühlen, wenn wir uns in unserer direkten Nachbarschaft heimisch, heimatlich fühlen. Gerade die globalisierte Welt braucht für jeden einzelnen die Inseln der Vertrautheit und Geborgenheit, den "Kiez", die Vorstadt, die Straße, das Quartier, den Kleingarten in der Kolonie. Neben aller "großen" Kultur gibt es auch immer die "Kleinkultur" der Heimat und der vertrauten Welt und Umwelt. Ohne sie fühlen wir uns auch in einer globalisierten Welt verloren. Darum ist es keineswegs verwunderlich, dass zum Beispiel bei dem rasch so viel größer gewordenen Europa dennoch ein "Europa der Vaterländer" geblieben ist, dass die Globalisierung auch von einem Prozess der Regionalisierung begleitet wird, in dem Traditionen und kulturelles Gepräge besonders gepflegt werden. Es fällt uns dabei in Deutschland wegen unseres unterentwickelten Nationalbewusstseins vielleicht besonders leicht, uns in erster Linie als zum Beispiel Bayer oder Westfale, ja noch enger als Oberbayer oder Ostwestfale zu begreifen, dann erst als Deutscher und schließlich auch als Europäer. Wenn der so genannte "Verfassungsentwurf" für Europa dies nivellieren wollte, dann ist es gut, dass er in dieser Form gescheitert ist. Denn Menschen, gerade auch wenn sie auswandern, einwandern und an neuem Ort heimisch werden wollen, brauchen das vertraute Umfeld wie die Luft zum Atmen: "Chinatown" und "Klein-Istanbul" sind doch ganz normale Reaktionen von Menschen, die sich an fremden Orten Heimat aufbauen wollen. Dass dies nicht exklusiv, also ausschließend und gegeneinander, sondern integrativ, also miteinander geschieht, das ist die uns gestellte Aufgabe. Die Aufgabe ist bedeutend, und die Aufgabe wird uns sobald nicht verlassen, denn wir stehen erst ganz am Anfang dessen, was man "Globalisierung" nennt. Die Welt wächst zusammen, und diese Welt ist eine, und ihre Menschen sind ein Menschenvolk. Dies war noch nie so deutlich wie heutzutage. Wir sollten alles daran setzen, dass der von allen geforderte Lernprozess im Miteinander der Unterschiedenen möglichst friedlich und ausgleichend verläuft. Es zeigt sich allerdings auch, dass es dort, wo es um Religion und Kultur, um Wirtschaft und Geld geht, eben auch "ums Eingemachte" geht, also um das, was einem besonders wichtig ist. Natürlich geht es auch um Macht und Einfluss, um Sicherung von Rohstoffen und Absatzmärkten. Wir werden also noch manchen Streit und Kampf, manches Austragen unterschiedlicher Interessen auszuhalten haben. Auch Kriege werden wohl nicht aufhören, ebenso wenig wie Hunger und Not. Dass sich die globalisierte Welt in ein Paradies verwandelt, steht nirgendwo zu erwarten. Dass sie aber möglichst menschlich und für möglichst viele Menschen lebenswert bleibt, dafür können und sollen wir alles tun.



Minden 2006

© Dr. Reinhart Gruhn, Kempten (Allgäu)

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